E-Health: Digitale Gesundheits-Apps und Online-Sprechstunden – Wie digital ticken die Deutschen? (2024)

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist auf dem Vormarsch. Die COVID-19 Pandemie beschleunigt das Tempo und immer mehr Deutsche nutzen Gesundheits-Apps und konsultieren Ärzte live über das Web. Vielen geht der Ausbau nicht schnell genug.

E-Health ist im Alltag angekommen

20 Millionen Deutsche nutzen digitale Gesundheits-Apps, über 10 Millionen verwenden eine Video-Arzt-Sprechstunde und spezielle Diagnostik-Apps und über fünf Millionen Menschen haben sich im Internet eine ärztliche Zweitmeinung geholt. Das ergab der EPatient Survey 2020 von Dr. Alexander Schachinger, Geschäftsführer der EPatient Analytics GmbH.

Der Patient und „Dr. Google“

Die Patienten entwickeln sich demnach allmählich zu digitalen Gesundheitsexperten. Der harte Kern hat sich bereits vor dem Arztbesuch selbst eine Diagnose gestellt und seine Medikation bei „Dr. Google“ recherchiert. Warum habe ich Seitenstiche beim Joggen und öfter Schluckauf? Jeder Zweite sucht nach einer aktuellen bitkom Umfrage vor dem Arztbesuch nach seinen Symptomen im Internet und noch mehr „kontrollieren“ im Netz die ärztliche Diagnose oder die verschriebenen Medikamente nach dem Arztbesuch (61 Prozent). Zwei Drittel geben an, dass sie damit eine Zweitmeinung oder nach alternativen Behandlungsmethoden suchen (62 Prozent). Fast jeder Dritte hat die Erklärungen des Arztes nicht verstanden – hier zeigt sich, dass die digitalen Gesundheitsinformationen den Arztbesuch ergänzen und fehlendes Wissen auffüllen. Denn im Web und in Apps kann man sich über Symptome und Therapien recht genau und zuverlässig informieren.

Arzt on demand per Video

Onlinesprechstunden wurden laut Dr. Schachinger von Frühjahr bis Herbst 2020 von fünf Prozent der Befragten genutzt, immerhin auf niedrigem Niveau eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl im ländlichen Gebiet der Ärztemangel spürbarer ist, nutzen sieben Prozent der Städter Online-Sprechstunden, aber nur drei Prozent der Einwohner kleinerer Ortschaften. Dies könne an den schlechten Datennetzen auf dem Land und an anderen Bedürfnissen der ländlichen Bewohner liegen.

Der Digitalverband bitkom kommt zu ähnlichen Ergebnissen: 13 Prozent der Bundesbürger haben bereits einen Arzt via Video konsultiert. Dabei nutzen fast doppelt so viele Frauen als Männer dieses Angebot. Die überwiegende Mehrheit aller Nutzer (97 Prozent) sprachen mit ihrem bekannten Arzt online und waren sehr zufrieden. Für viele war 2020 die latente Ansteckungsgefahr von COVID-19 im Wartezimmer der Praxen ausschlaggebend, eine Videosprechstunde zu wählen. Jeder Zweite gab auch an, so schneller einen Arzttermin zu erhalten und die eigene Wartezeit zu vermeiden (38 Prozent). Jeder Vierte nutzte aus Neugier das Videogespräch mit dem Arzt. Auch diejenigen, die bislang nur persönlich in die Praxis gehen, sind offen für mehr: Fast die Hälfte können sich eine Videosprechstunde vorstellen, aber 38 Prozent schließen das für sich aus und möchten den persönlichen Kontakt. Diese Gruppe hat zu 75 Prozent Angst vor Fehldiagnosen, wenn man sich online trifft, und jeder Fünfte hat keine technischen Voraussetzungen für das Online Gespräch zu Hause.

Die Corona Pandemie hat Ärzten und Therapeuten den Einstieg in die Onlinesprechstunde erleichtert. Denn derzeit reicht eine Information an die zuständige Stelle, statt zuvor ein kompliziertes Antragswesen.

Apps statt Pillen? Die Apps auf Rezept

In Deutschland können seit kurzem auch Apps vom Arzt verordnet werden. Die ersten beiden Webanwendungen waren kalmeda für eineTinnitus-Therapie und velibra, die bei Angststörungenunterstützen soll.Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet die zugelassenen Apps hier. Das BfArM prüft zuvor, ob eine App die vorgeschriebenen Qualitätsanforderungen erfüllt. Der Hersteller muss einen Nachweis für positive Versorgungseffekte vorlegen, denn sogenannte Life-Style Apps sollen nicht durch die Allgemeinheit subventioniert werden. Die gesetzlichen Krankenkassen sehen zwar großes Potential in den geprüften Apps, kritisieren aber das Kostenmodell. Denn ein Jahr lang müssen die Kassen den Preis zahlen, den sich der Hersteller ausgedacht hat. Erst danach gibt es eine Preisverhandlung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wünscht sich, dass das App-Verzeichnis ein „Digital-Lexikon“ für Ärzte wird, in dem sie verordnungsfähige Anwendungen finden können.

Zurzeit verwenden laut Dr. Schachingers Report vier Prozent der Befragten eine vom Arzt verordnete App auf Kassenrezept. Über die Hälfte der von der bitkom Befragten können sich die Nutzung einer solchen App vorstellen, selbst die über 65 Jährigen stimmen mit 48 Prozent dafür. Vier von zehn Patienten wollen ihren Arzt danach fragen und fast jeder Dritte meint, dass Apps konventionelle Therapien zum Teil ersetzen können.

Die Welt der Gesundheits-Apps

Ob Menstruations- und Fruchtbarkeitskalender, Kalorienzähler und Ernährungsführer oder Fitness-Apps: Drei Viertel der Smartphone User haben bereits mindestens eine frei verfügbare App installiert. Dabei dominieren nach der bitkom Umfrage Anwendungen mit Sportübungen für zu Hause, Schrittzähler und Informationen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen. 54 Prozent meinen, sie profitieren davon, indem sie sich mehr bewegen und mehr über ihren Gesundheitszustand wissen (63 Prozent). 39 Prozent richten sogar ihr Leben nach den ermittelten Vitaldaten aus, aber auch fast jeder Fünfte fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt.

Laut EPatient Survey haben 46 Prozent der Nutzer Gesundheits-Apps selbständig im Netz entdeckt oder von Freunden und Familie empfohlen bekommen (22 Prozent). Über Werbung und den Arzt verwenden 14 Prozent die Anwendungen, noch vor den Krankenkassen (13 Prozent) und den weit Abgeschlagenen: Die Apotheken und Krankenhäuser (5 Prozent | 3 Prozent). Zwischen Frühjahr und Herbst stieg die Nutzung von Diagnostik-Apps von 10 auf 13 Prozent.

Shoppen und Rezepte einlösen: In der Online-Apotheke

Mehr als die Hälfte aller Befragten bestellen nach der bitkom Umfrage nicht verschreibungspflichtige Medikamente wie Nasentropfen und Kopfschmerztabletten bei der Online-Apotheke. Die 16 bis 29 Jährigen und 30 bis 49 Jährigen tun dies besonders gern (73 | 71 Prozent), aber nur jeder vierte Senior über 65 Jahren. 17 Prozent bestellen in der Online-Apotheke bereits jetzt für rezeptpflichtige Medikation. Sie sind Vorreiter für das ab 2022 für Ärzte verpflichtend kommende elektronische Rezept, das dann mit dem Mobiltelefon in der Apotheke der Wahl eingelöst werden kann. Diese digitale Hilfe begrüßen zwei Drittel der Bevölkerung und sogar noch 62 Prozent der über 65 Jährigen. Denn fast alle, die online Medikamente bestellt haben, sind sehr zufrieden mit der Produktauswahl und dem Preis-Leistungsverhältnis, 78 Prozent loben die Liefergeschwindigkeit. Die vor Ort befindliche Apotheke wird aber derzeit weiterhin für rezeptpflichtige Medizin besucht (99 Prozent).

Die Stunde der Medizin Startups

Die Deutschen haben mit der COVID-19 Pandemie über Nacht ihre digitale Medizin entdeckt. Ob im Homeoffice mit Kindern oder allein krank zu Hause oder in Quarantäne, für viele Menschen war plötzlich das Handy der einzige sichere Kommunikationskanal. Die Bürger haben die digitale Arztsprechstunde ausprobiert und sind davon angetan.

Die E-Health Anbieter stehen bereit mit umfassenden Dienstleistungen. Sollten sie serviceorientierter, kostengünstiger sein und bessere Ergebnisse nachweisen, haben die analog arbeitende Arztpraxis und die isolierte Einzelklinik ausgedient, meint Dr. Schachinger.

Die Roland Berger-Studie ‚Future of Health 2 – The rise of healthcare platforms‚ sieht den digitalen Gesundheitsmarkt in Europa auf 232 Milliarden Euro bis 2025 anwachsen.

Die Studie „Wird COVID-19 zur Initialzündung für die digitale Gesundheitsrevolution?“ prognostiziert bis 2030 einen Anstieg der jährlichen Ausgaben im digitalen Gesundheitswesen allein in Deutschland auf rund 40 Milliarden US-Dollar.

Telemedizin ist daher das Zauberwort für die E-Health Branche und eine lange To Do Liste für die Akteure im Gesundheitswesen. Damit die vielfältigen Kommunikations- und Informationstechnologien sicher und nutzbringend mit dem Patienten und den Versorgern vernetzt werden.

Bildnachweis: Studio Romantic – stock.adobe.com.

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